Kleists Erzählung Das Erdbeben in Chili (1807) wurde bereits aus den unterschiedlichstenBlickwinkeln erforscht. Beim Versuch, die vielen Leerstellen im Text auszufüllen,wird aber oft die Frage, welche Rolle die Erzählinstanz bei der Entstehung dieser Lückenspielt, übergangen. In diesem Beitrag untersuche ich die widersprüchliche Erzählinstanz,die einerseits kaltblütig distanziert wirkt, andererseits oft vom Geschehen und von denFiguren mitgerissen wird, so dass ein Stimmengewirr von Erzählersprache und Figurenspracheentsteht. Obwohl die Erzählinstanz nicht gesprächig overt ist, scheint sie ihre Präsenzauf einer anderen Ebene zu markieren. Die Analyse der Erzählinstanz in Das Erdbebenermöglicht es, zu untersuchen über welche Signale ein traditioneller, anonymer Er-Erzähler seine Präsenz manifestiert.